Tradwife - Happy Life?

Ist der Tradwife-Trend nur eine logische Antwort auf die „Allzuständigkeit der Frauen“ (Katharina Debus, Politologin)?

Im ZIB Magazin ging es um das Phänomen "Tradwife".

Spannend finde ich, dass der Tradwife-Trend in unterschiedlichen Kontexten und Milieus so unterschiedlich interpretiert wird. Während er für einige Frauen eine bewusste Lebensentscheidung darstellt, die persönliche Erfüllung bringt, wird er von anderen als Rückschritt oder sogar Gefahr für die Gleichberechtigung wahrgenommen.

Für alle Interessierten, hier nochmal eine kleine Zusammenfassung zur Einordnung:

Der Begriff "Tradwife" ist eine Abkürzung für "Traditional Wife" (traditionelle Ehefrau) und bezeichnet einen gesellschaftlichen Trend, der in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erregt hat, insbesondere in sozialen Medien. Er steht für eine Lebensweise, bei der Frauen bewusst traditionelle Geschlechterrollen einnehmen, die in westlichen Gesellschaften besonders in der Mitte des 20. Jahrhunderts verbreitet waren.

Kernmerkmale des Trends
Fokus auf häusliche Rollen
Die "Tradwife" sieht ihre Hauptaufgaben in der Pflege von Haushalt, Familie und Ehe.
Sie legt Wert darauf, den Lebensunterhalt des Haushalts ihrem Ehemann zu überlassen, während sie sich auf die Unterstützung seiner Karriere, das Kochen, Putzen und die Kindererziehung konzentriert.
Ästhetische und kulturelle Orientierung
Oft orientiert sich der Stil einer "Tradwife" an den 1950er Jahren: feminine Kleidung, klassische Rezepte und ein nostalgischer Bezug auf vergangene Werte.
Selbstbestimmung
Viele Frauen in dieser Bewegung betonen, dass sie diesen Lebensstil freiwillig und aus Überzeugung wählen, als Gegenbewegung zur modernen Arbeitswelt und feministischen Strömungen.

📷 Screenshot ORF Mediathek

Gesellschaftliche Einordnung

  1. Reaktion auf moderne Rollenbilder:

    • Der Tradwife-Trend wird häufig als Antwort auf die Herausforderungen und Belastungen moderner Frauenrollen interpretiert. Einige Frauen empfinden die Erwartungen an beruflichen Erfolg, Familiengründung und Selbstverwirklichung als überwältigend und suchen Zuflucht in einem simpleren, klar definierten Lebensstil.

  2. Spannungsverhältnis zum Feminismus:

    • Der Trend steht im Spannungsfeld mit feministischen Bewegungen. Kritikerinnen sehen in der "Tradwife"-Bewegung eine Rückbesinnung auf unterdrückerische Geschlechterrollen, während Befürworterinnen betonen, dass die Wahlfreiheit selbst ein feministisches Ideal ist.

  3. Politische Dimension:

    • Manche Interpretationen des Trends knüpfen an konservative oder rechtspopulistische Ideologien an, die traditionelle Familienwerte und Geschlechterrollen betonen. Dies macht den Begriff in manchen Kreisen politisch aufgeladen.

  4. Rolle der sozialen Medien:

    • Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube haben wesentlich zur Verbreitung des Trends beigetragen. Frauen, die sich als "Tradwives" identifizieren, teilen ihren Lebensstil, Rezepte und Haushaltstipps und bauen so eine Gemeinschaft Gleichgesinnter auf.

Kritikpunkte

    1. Verklärung der Vergangenheit:

      Kritiker argumentieren, dass die Idealisierung der 1950er Jahre Aspekte wie fehlende Gleichberechtigung und soziale Zwänge ignoriert.

    2. Einseitigkeit:

      Der Trend legt den Fokus auf ein einziges Rollenbild für Frauen und könnte so indirekt andere Lebensentwürfe abwerten.

    3. Mögliche Instrumentalisierung:

      Der Trend wird teilweise von politischen oder religiösen Gruppierungen genutzt, um anti-progressive Narrative zu fördern.

    4. Finanzielle Abhängigkeit

      Die finanzielle Abhängigkeit in Gegenwart und Zukunft ist stark gegeben und ein großes Problem. Außer bei jenen Frauen, die den Trend als Social-Media-Business ausschlachten.

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Ohne Hoffnung braucht man sich nicht mit der Zukunft zu befassen