ORF DOK 1 Früher war alles besser

Noch vor einiger Zeit hat diese Frage meist Augenrollen hervorgerufen. Jaja, früher war alles besser und das galt schon immer.

Jetzt sieht die Sache etwas anders aus. In unseren Breitengraden war Vieles noch vor einigen Jahren wirklich besser. Vor Corona, vor dem Ukraine-Krieg. Vor der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft.

Zukunftsaussichten: düster. Inflation, steigende Armut, weil steigende Energie- und Lebensmittelpreise. Die Erkenntnis einer globalisierten Just-In-Time-Kultur: wir haben uns abhängig gemacht, wir haben die (Liefer) Ketten so eng verzahnt, dass, sobald Sand ins Getriebe kommt, das ganze System nicht mehr funktioniert.

Wir haben uns aber auch an einen Wohlstand und eine Sicherheit gewöhnt, die nur als Illusion entlarvt werden kann - die Menschheitsgeschichte zeigt deutlich, dass die „guten Jahre“ die Ausnahme und nicht die Regel sind. Hinzu kommt, dass es auch während der stabilen Zeit bei uns unzählige Länder und Regionen gab und nach wie vor gibt, in denen Krieg und große Nöte herrschen.

Dort verschärft sich die Lage erst recht: „Somalia steht am Rande einer Hungersnot. Hauptgrund ist eine verheerende Dürre. Drei Regenzeiten in Folge sind ausgefallen. Die Ernten vertrocknen, die Tiere sterben. Verzweifelte Familien, die sich nicht mehr versorgen können, fliehen vor der Dürre auf der Suche nach Nahrung. Der Ukraine-Krieg verschärft die Lage zusätzlich: Der Weizen-Preis steigt, Importe fallen aus. 

Für die Kinder ist die Situation besonders bedrohlich. Unsere Expert*innen schätzen, dass bis Ende 2022 1,4 Millionen Kinder an akuter Mangelernährung leiden werden. 329.500 von ihnen werden schwer akut mangelernährt sein und damit in Lebensgefahr – wenn wir ihnen nicht jetzt helfen.“ https://www.unicef.de/informieren/projekte/afrika-2244/somalia-19334/hunger-in-somalia/13076

Besonders Alleinerziehende, Kinder und Langzeitarbeitslose sind von der aktuellen Krise auch in Österreich stark betroffen. (https://www.statistik.at/web_de/presse/128032.html)

DEMUT FÜR BESSERE ZUKUNFTSAUSSICHTEN

Ich schweife ab, was aber okay ist, denn ich denke, es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir hier keinen Anspruch auf das beste Leben überhaupt haben, jedenfalls nicht mehr als andere Menschen in ärmeren und instabileren Gegenden und erst recht nicht auf deren Kosten. Demut ist kein Trendbegriff, aber essentiell, wenn wir uns mit der Zukunft auseinander setzen. Demut als Ausgangspunkt, um neu auf diese Welt und unser Zusammenleben zu blicken. Um dann wieder mit Mut und Hoffnung an die Zukunft heranzugehen.

Mit Hanno Settele spreche ich über die Zukunft in einem charmanten Vergangenheitssetting - im Südbahnhotel Semmering.

Was war früher wirklich besser und sollte entsprechend mit hinein genommen werden in ein neues Morgen? Auf was sollten wir künftig besser verzichten?

Es gilt nun, Dinge neu zu ordnen, Prioritäten anders zu setzen. Wachstum ist natürlich gut, aber nicht um jeden Preis und unendlich. Das ist nicht nur unklug sondern auch völlig unlogisch. Wie können wir in eine gute Zukunft gehen, deren Ziel es ist, dass es so vielen Menschen wie möglich gut geht. Naiv war es, lange so zu handeln, als hätte das Wohlergehen von Menschen in prekären Situationen mittel- und langfristig keinen Einfluss auf das Wohlergehen eines jeden Einzelnen von uns, dem es tendenziell (noch) sehr gut geht.

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